Illustration, Kunst&Kultur, Mexiko
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Mexiko aus dem Skizzenbuch

Was macht ihr eigentlich auf euren Reisen den ganzen Tag lang?“, haben uns schon einige Leute gefragt. „Zeichnen und die Welt entdecken“ lautet die schönste Antwort darauf.

Meist planen wir ja unsere Reisen nur rudimentär. Wir packen einen guten Reiseführer ein (eher nicht den Lonely Planet), der einige Anhaltspunkte liefert, aber bei gegebener Zeit weggelegt wird. Der Rest ist Entdecken und Intuition. So ging es uns auch mit Diego Riviera. Als wir an unserem ersten Tag in Mexico City unverhofft vor seinen riesigen Wandgemälden im Palacio Nacional standen, war es, als hätte er die Spur unserer Reise gelegt.

Riveras Murales sind wie Bilderbücher für Erwachsene: Sie zeigen Szenen aus der Mexikanischen Geschichte, dem Alltagsleben der indigenen Bevölkerung, sie sind tief politisch (Rivera war Kommunist) und man findet auf seinen Bildern viele real existierende Personen. Darunter Hernan Cortés, Leo Trotzki und immer wieder seine Frau Frida Kahlo.
Für einen Illustrator sind diese Wandgemälde eine riesige Inspirationsquelle. Wenn mein Lieblingsmensch an einer Säule gelehnt oder am Boden sitzend in seinem Skizzenbuch verschwindet und zeichnet, flaniere und fotografiere ich. So kann man (Siehe Eingangsfrage) schon mal ganz schön viel Zeit verbringen…
Weitere Murals findet man im nahen Ministeriumsgebäude SEP (Secretaria de Educaion Publica). Es war Diego Riveras erster Grossauftrag und schlecht bezahlt. 1922 war die Kunstform des Muralismo noch ganz am Anfang und er noch weit davon entfernt als bedeutendster Maler Mexikos bezeichnet zu werden.
Wichtig: Ausweis nicht vergessen! Man bezahlt an beiden Orten zwar keinen Eintritt muss sich aber registrieren lassen.

Inspiration für die Illustrationen lieferte auch die Präkolumbianische Kunst. Das Anthropologische Museum in Mexico City erschlägt einem mit seiner Fülle an Steinfiguren der Zapoteken, Tolteken, Mixteken und Maya. Hier kann man Stunden verbringen. Ziemlich verrückt ist, dass man neu mit Googles Art und Culture auch von zu Hause aus viele Objekte betrachten und sogar im Ausstellungsraum mit dem bekannten Piedra del Sol, dem Sonnenstein, umhergehen kann. Diego Rivera hat übrigens selbst präkolumbianische Kunst gesammelt, zu sehen gibt es diese im Museo Anahuacalli. Wir haben es leider nicht dorthin geschafft, vier Tage sind einfach zu kurz für eine Stadt, die bezüglich Museen-Dichte sogar New York und Paris schlägt.

Farblich gesehen ist Mexiko ein dauernder Rauschzustand. Den Strassen von Oaxaca mit ihren bunten Häuserfronten hat sich mein Lieblingsmensch zeichnend genähert, während ich die vielen Cafés getestet habe. Die Stadt ist auch ein Paradies für Foodies – dazu gibt es bald einen separaten Beitrag. Besonders beeindruckt hat uns die Kirche Santo Domingo und ihr ehemaliges Dominikaner-Kloster, das heute das Museo de las Culturas de Oaxaca beherbergt. Wir waren wohl ewig in diesen alten Gemäuern – zeichnend (er) und schlendernd durch die Gänge (ich).

Das Gestalten von öffentlichen Wänden ist auch heute wichtig in Mexiko. Vielerorts sieht man Streetart – die man sicher auch zur Tradition der Murales zählen kann. Einige haben wir in Roma Norte gesehen. Unerwartet war die Fülle an guten Wandbildern in Bacalar und Xul-Ha. Beide Orte liegen an der Laguna de Bacalar, einem traumhaften See in Yucatan, der wegen seines weissen Sands und dem klaren Wasser wie ein Ort in den Malediven aussieht und grad voll touristisch am boomen ist. Umso toller, dass man nicht nur Hotels baut, sondern auch die Wände von jungen Künstlern verschönern lässt!

 

 

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3 Kommentare

  1. Mirta Grüter sagt

    Bin beeindruckt von deinen Illustrationen und habe wieder Neues gelernt. Die Bilder von Diego Riviera sind wunderbar. Was für Eindrücke und tolle Erlebnisse. Mirta

  2. Berni sagt

    Sehr inspirierend die mexikanisch inspirierten Zeichnungen und Informationen!
    Nun gespannt auf die Foodie-Inspirationen.

  3. Tolle Zeichnungen. Ich war erst gerade in einer Berghütte und da hat einer die Umgebung skizziert anstatt fotografiert. Das finde ich super, ich bin nur leider nicht begabt im Zeichnen.
    Liebe Grüsse Ilona

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