Es gibt Orte, da weiss man gleich nach Ankunft, dass man hier goldrichtig ist. Beim Banyan Tree war das so. Im kleinen Yoga-Hotel von Annu und Chinu fühlt man sich einfach gut aufgehoben.
„Next to Bhumika Temple, Near Aswem Football Ground“ lautet die Adresse von Banyan Tree Yoga. Als während eines Abends ein Brief mit dieser Anschrift bei Yogalehrerin Dawn eintraf, sorgte dieser für grosse Heiterkeit in der Runde. Für Indien ist dies allerdings eine ganz normale Anschrift – wenn es keine Hausnummern und Strassennamen gibt, behilft man sich halt anders.
Unsere Ankunft vor drei Jahren habe ich noch bestens in Erinnerung. Vor allem die Autofahrt vom Flughafen zum kleinen Resort – und meine Nervosität. Wir hatten uns sehr schwer getan mit der Entscheidung, wo wir in Goa hingehen sollten. Wo hat es die schönsten Strände? Wo am wenigsten Trubel und Partyvolk? Süden oder Norden? Ich recherchierte elend lange, und blieb dann glücklicherweise beim Banyan Tree Yoga hängen.
Ganz anders war es im letzten November. Es war wie ein Heimkommen. Gekoppelt mit dem guten Gefühl, dass sich in den letzten drei Jahren nichts verändert hat – mal abgesehen von den Pflanzen und Bäumen auf dem Grundstück, die kräftig zugelegt haben. Als Annu und Chinu vor fünf Jahren die ersten Bungalows, ein Restaurant und den Yoga-Shala bauten, wuchsen ausser einigen Cashew-Bäumen nichts. Die Erde war staubig und öd. Von Hand räumten sie auf, schleppten Ziegelsteine, legten Wege und Fundamente an. „Chinu war damals noch sehr dünn, hat aber mit der Arbeit an Muskelmasse zugelegt„, erzählt Annu lachend, der ältere der beiden Freunde mit der grossen Tätowierung am Arm. „Zum Glück hatten wir auch noch die Hilfe meines Bruders.“
Die beiden lernten sich im Yoga Magic Eco Retreat in Anjuna kennengelernt. Annu arbeitete an der Rezeption, Chinu im Restaurant. Durch einen Zufall, Annu hatte inzwischen eine neue Stelle in einem Hotel am Strand von Aswem, entdeckte er das Gelände des heutigen Banyan Tree Yoga. Es liegt etwas abseits vom Strand, bei einem kleinen Dörfchen. Kurz vor der Einfahrt passiert man einen riesigen Banyanbaum, der mit seinen ausladenden Ästen über die Strasse wächst.
Im November 2013 war alles bereit, eine Yoga-Lehrerin gefunden, doch die Gäste blieben aus. „Wir sassen den ganzen Tag hier im Restaurant, warteten und sprangen auf, sobald wir von der Strasse her ein Geräusch hörten“, erinnert sich Annu. Als im April der Monsun begann, das Ende der Saison in Goa, hatte bloss eine handvoll Gäste im Banyan Tree Yoga übernachtet. In den folgenden Monate wurde es eng für die beiden Freunde. Es gab nur noch Reis und Dal zum Essen. Das Geld, um das Handy aufzuladen fehlte. „Doch ich war überzeugt, dass wenn man hart arbeitet, etwas zurück kriegt„, sagt Annu.
Und so starteten sie es nach dem Monsun, als der starke Regen die mit Kuhdung befestigten Pfade weggeschwemmt hatte und die Bungalows neu Instand gestellt werden müssen, ihre zweite Saison. Diesmal lief es anders. Eine Yoga-Gruppe suchte notfallmässig eine neue Unterkunft. Die guten Reviews auf Trip Advisor lockten neue Gäste an. „Plötzlich war es so, dass wir mitten in der Nacht, während alle in ihren Bungalows schliefen, die Pflanzen wässern mussten, weil wir während des Tages vor lauter Arbeit nicht dazu kamen„, erinnert sich Chinu. Heute beschäftigen sie während der Saison sieben Angestellte.
Der Tag im Banyan Tree Yoga beginnt um halb acht mit einer Kanne Lemongras-Tee, der ins Bungalow gebracht wird. Auf dem Tablett liegen immer frische Blumen. Wer Lust hat, besucht danach die Yoga-Lektion. Um halb zehn gibt es Früchte und Müesli.
Wir verbrachten die Nachmittage jeweils am Aswem-Beach – nach einem sehr ausgiebigen Frühstück mit viel Massala Chai und bester Gesellschaft. Wir lachten und diskutierten mit Sarah aus New Zealand, Japanerin Yuko, die in Mumbai arbeitet, Martial aus der Provence, Christine aus Kopenhagen, Dawn aus Brighton – und natürlich mit Chinu und Annu. Neben der tollen Anlage haben sie mit dem Banyan Tree Yoga auch einen Ort geschaffen, der spannende Menschen aus der ganzen Welt zusammenbringt.
Banyan Tree Yoga: die grossen Bungalows liegen zerstreut auf dem Gelände, sie haben alle ein Outdoor-Badezimmer mit Kompost-Toilette. Abends kocht Annu mit seinem Team ein indisches Essen mit mehreren wunderbaren Currys, Salat und Dessert – zur Küche des Banyan Tree Yoga werden wir bald einen eigenen Beitrag mit Rezepten bringen. Seit diesem Jahr gibt es einen kleinen Pool. Zum Aswem-Beach sind es zu Fuss 15 Minuten, nach Mandrem 30. Mopeds mieten ist einfach, braucht aber einen Fahrausweis.
Lieblingsorte in der Nähe:
Palm Grove Beach Resort: am Strand von Aswem. Perfekter Ort, um den Nachmittag zu vertrödeln und einen guten Cappuccino zu trinken.
Prana Cafe: im Vaayu Village, ebenfalls beim Aswem-Beach. Sehr „hippstrig“. Aber auch guter Kaffee und sehr feine Ingwer-Getränke.
Esperanto Cafe & Boutique: in Morjim, bester Ort um ein indisches Thali zu essen
Café Nu: Versteckt in einem Hinterhof in Mandrem, geniesst man hier romantische Abendessen