Vegan ist überall – und ich gebe gerne zu, dass mich der Trend voll in der Tasche hat. In der Küche bieten sich so viele neue Möglichkeiten zum Ausprobieren. Allerdings habe ich bei einer konsequent veganen Ernährung auch gewisse Bedenken. Zum Beispiel widerstrebt es mir Margarine zu kaufen (wegen dem Palmöl) oder Rahm, Joghurt und Milch aus Soja – wenn wir doch in einer Klimazone leben, wo halt die Milchwirtschaft hingehört. Oder wie seht ihr das? Momentan versuche ich meinen Konsum von Eiern und Milchprodukten runterzuschrauben – was unterwegs oder wenn man abends hungrig und müde nach Hause kommt schon sehr schwierig ist… Da kommt „Vegan Daily“ gerade richtig. Im Vorwort schreibt Autor Surdham Göb: „Es ist ein Buch für alle, die nicht allzu viel Zeit haben und für die alles ganz praktisch sein muss.“ Göb war sechzehn Jahre lang Chefkoch in diversen veganen Restaurant, er betreibt in München eine Catering-Firma, gibt Kochkurse und hält Vorträge über vegane Ernährung und nachhaltige Lebensführung. Dies ist sein drittes Kochbuch (alle sind im AT Verlag erschienen) und ein kurzes Durchblättern macht mich schon hungrig. Die Gerichte sind ansprechend fotografiert und auf mattes Papier gedruckt. Einzig auf den Herrn Göb – mit einer Frau durch eine hohe Wiese schlendernd, auf einem Ast liegend oder einen Bund Kräuter beschnuppernd – könnte ich gerne verzichten. Die Rezept sind nach den Jahreszeiten geordnet und das Buch endet mit dem Kapitel „Kuchen, Kekse, veganes Eis“. Nach der Einleitung und einem Text wieso Surdham Göb ohne Zwiebeln und Knoblauch kocht, folgen drei Wochenpläne. Eigentlich eine gute Idee, denn der Knackpunkt der veganen Küche ist natürlich die Organisation. Wer sich nicht im Voraus überlegt, wann er was essen will, landet bei Spaghetti mit Tomatensauce und meilenweit entfernt von einer gesunden, ausgewogenen Ernährung. Leider sind Göbs Pläne völlig realitätsfremd – der Reisbrei mit Obstsalat, der für Montagmorgen vorgeschlagen ist, muss erst 30 Minuten vor sich hinköcheln bevor man dann einen Salat aus Banane, Äpfel, Birnen, Pflaumen, Orangen und Datteln dazu servieren kann. Schmeckt sicher lecker, aber ich bin mal gespannt, wer so was am Morgen (und unter der Woche) hinkriegt. Ich jedenfalls nicht.
Probleme mit dem Zeitmanagement kriegte ich auch bei der Zubereitung der Kartoffelpaddies mit Sambal und Avocado-Tomaten-Salat, für die Görb 20 bis 35 Minuten Aufwand berechnet. Ich habe das Rezept an einem Sonntagabend nachgekocht und stand sicher 90 Minuten in der Küche. Bereut habe ich das auf keinen Fall, denn das Resultat hat mich völlig überzeugt. Die drei Teile harmonieren geschmacklich perfekt zusammen. Das Sambal ist ziemlich scharf, zusammen mit den Kartoffeln neutralisiert sich dann aber die Schärfe.
Mein Fazit: ich werde sicher weitere Rezepte ausprobieren und die Kartoffelpaddies wieder kochen – wer allerdings (wie es der Titel verspricht) schnell und unkompliziert kochen will, nervt sich nur.
Kartoffelpaddies mit Sambal und Avocado-Tomaten-Salat
Ich habe das Rezept etwas angepasst, im Sambal hat es z.B. original 20 g frische Kurkuma drin, die ich nirgends finden konnte und mit gemahlener Kurkuma ersetzte. Den Koriander kann man ebenfalls gut weglassen, wenn man den nicht mag. Die Panade für die Kartoffelpaddies braucht etwas Fingerspitzengefühl.
Kartoffelpaddies
800 g mehligkochende Kartoffeln
100 g rote Linsen
250 ml Wasser
2 EL Sonnenblumenöl
Kartoffeln schälen und würfeln. Die Linsen waschen. Kartoffeln und Linsen mit dem Wasser und dem Öl in einen Topf geben und bei geschlossenem Deckel 15 Minuten kochen. Das Wasser sollte dann verdampft und Kartoffeln sowie Linsen gar sein.
Während Kartoffeln und Linsen kochen Sambal und Salat zubereiten:
3 frische rote Chilischoten
50 g getrocknete in Öl eingelegte und abgetropfte Tomaten (ich habe 5 getrocknete Tomaten genommen und in Wasser quellen lassen)
1 frische Tomate
30 g Ingwer
1 TL gemahlene Kurkuma
8 EL Olivenöl
Salz
Die Chilis und die frische Tomate grob schneiden, Ingwer hacken und alle Zutaten pürieren. Mit Salz abschmecken.
3 Tomaten
1 Bund Koriander
2 reife Avocados
1 Limette, Saft
2 EL Olivenöl
Salz
Tomaten und Avocados rüsten und in Würfel schneiden. Koriander grob hacken. Alles miteinander vermengen und mit Limettensaft, Öl und Salz abschmecken.
Paddies fertigstellen:
0.5 TL gemahlene Kurkuma
1 EL gelbe Senfsamen (dunkle gehen auch)
0.5 TL gemahlener Kreuzkümmel
1 TL gemahlener Koriander
0.5 Bund Koriander, grob genschnitten
Salz
Kartoffel-Linsenmasse grob pürieren und die Gewürze daruntermischen, mit Salz abschmecken. Mit feuchten Händen 16 kleine Burger formen (ca. 6 cm Durchmesser, 2-3 cm dick).
Panade
30 g Kichererbsenmehl
30 g Reismehl
100 ml Wasser
Mehl miteinander vermischen und mit Wasser zu einem Panade verrühren. Hier hatte ich mit dem Rezept etwas Mühe, die Panade wurde zu dick und es war auch zu wenig. Ich empfehle, das Mehl zu verdoppeln und dann so viel Wasser zu nehmen, dass eine Panade entsteht in der man die Burger leicht wenden kann. Kartoffelpaddies in der Panade drehen und im heissen Öl (Göb nimmt Sesamöl, ich mag lieber neutrales Sonnenblumenöl) auf jeder Seite 5 Minuten braten. Mit Sambal und Salat anrichten.