Illustration, Im Atelier
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Der Chef bittet zu Tisch

Massimo Bottura ist der beste Koch der Welt – das jedenfalls sagt die von San Pellegrino herausgegebene Liste The World’s Best 50 Restaurants. Ob sein Essen diesen Preis verdient hat, kann ich nicht beurteilen. Aber wir waren schon ganz nah dran an Massimo.

Uns fehlt zwar das Budget, um in einem Gourmet-Restaurant zu essen – und da ist auch eine gewisse Hemmschwelle ein solches Lokal zu betreten. Ganz abgesehen davon, ist es zurzeit fast unmöglich in der Osteria Francescana in Modena einen Tisch zu kriegen. Aber der schönste Platz um Massimo Botturas Küche kennenzulernen ist ohnehin das Sofa in der eigenen Stube. Auf Netflix läuft die Doku-Serie Chefs Table. Seit kurzem gibt es die zweite Staffel zu sehen. In jeder Folge wird ein Küchenchef und sein Restaurant vorgestellt. Die Serie startet mit Massimo Bottura – man schliesst ihn sofort in ins Herz und wird neugierig auf alle weiteren Folgen.ChefsTable_Combi3Die grosse Stärke der Serie ist die Mischung aus Essen, einer Region und dem persönlichen Background des Kochs. Massimos Porträt ist gleichzeitig auch eine Liebesgeschichte. Seine Frau Lara Gilmore, ist massgeblich an seinem Erfolg beteiligt. Sie hält Rezepte fest, managt das Restaurant, bleibt am Boden während ihr quirliger, hyperaktiver Mann in der Luft schwebt. „My role is catching up with Massimo…„, sagt sie so schön. Eine wunderbare Szene dazu im Film: Massimo und seine Frau sind in einem Rebberg zur Zeit der Weinlese, es steht ein Traktor da. Und er findet: „Darf ich den Traktor fahren? Das muss grossartig sein.“ Man hört das kehlige, raue Lachen von Lara, die dann zu den Weinbauern sagt, „Äh, er meint es ernst…„, während im Hintergrund Massimo schon längst auf dem Traktor sitzt und mit einem bübischen Grinsen im Gesicht losfährt…
Die Gerichte in der Osterdia Francescana basieren auf traditionellen Zutaten aus der Region. Der Ton in der Stimme, mit dem Massimo „Parmegano“ oder „Tortellino“ sagt, weckt augenblicklich die Sehnsucht nach Italien. Doch die Einheimischen waren erst geschockt ab der Radikalität mit der Massimo die italienischen Klassiker zerpflückt („Don’t fuck with Grandmother’s Recipes…„). Er denkt gerne darüber nach, wie man Mozzarella unsichtbar machen könnte und seine Gerichte heissen Tortellini wandern in die Brühe (sechs Tortellini in einer Linie mit etwas Bouillon auf einem Teller), Der knusprige Teil der Lasagne oder Oops! I dropped the Lemon Tart (ein Zitronenkuchen in Einzelteilen, inklusive zersprungenen Tellers).ChefsTable_Combi4Ein andere Mann, der sich mit Haut und Haar dem Essen verschrieben hat ist Magnus Nilsson im schwedischen Fäviken (Staffel 1, Folge 6). Ein Restaurant mit zwölf Plätzen im Nirgendwo, eine Szenerie aus Schnee, Eis, Birkenwäldern, Seen und rote Holzhäuser. Wie in allen Folgen ist man auch hier ganz nah am Herd, schaut den Köchen über die Schultern, spürt den Druck und teils auch den harschen Umgangston, der an solchen Orten herrscht, sieht mit welcher Perfektion jedes Gericht minutiös angerichtet wird. Magnus pflegt eine regionale, saisonale Küche – was bedeutet, dass sie in Fäviken, wo während den meisten Monaten gar nichts wächst, im Sommer und Herbst das Gemüse einmachen, fermentieren und in einem Wurzelkeller lagern.
Tätowierte Oberarme am Herd gibt es übrigens in der zweiten Staffel massenhaft zu sehen. Es scheint so, als sei dieser Trend von den Fussballern auf die Spitzenköche übergeschwappt… Und obwohl ich persönlich nichts mit Tattoos anfangen kann – so ein Knoblauch auf dem trainierten Bizeps hat schon was!

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