In Mazunte und San Agustinillo fühlen sich Rucksacktouristen, Yoga-Fans, digitale Nomaden und Rentner gleichermassen wohl. Wir liessen uns bereits zum zweiten Mal (hier unsere Reise vor fünf Jahren) von der besonderen Stimmung verzaubern und verraten unsere Lieblingsplätze.
Wie wäre es mit einem Coaching für achtsamen Sex? Oder einen Orakel-Kreis mit sieben Tagen Singen und Tanzen? “Unlock your creative well”, steht da in grossen Lettern auf dem Plakat. Wir sitzen gerade im Café La Mora und ich vertreibe mir die Wartezeit auf Cappuccino und Waffeln mit dem Studieren des Anschlagbretts. Eine überaus amüsante Tätigkeit! Wobei es neben den esoterischen Angeboten auch ganz Bodenständiges gibt: Surfkurse, Vespa-Vermietungen, Yoga. Mazunte an der Pazifikküste von Oaxaca zieht Sinnsuchende und Hippies aus der ganzen Welt an. Aber eben nicht nur.
Brunchen bei La Mora
Das La Mora widerspiegelt diesen Mix perfekt. Unter dem tiefhängenden Palmendach – wer einen Platz vorne an der Terrasse ergattern kann, hat Blick auf den Strand – sitzen Paare, Familien mit Kindern, digitale Nomaden mit ihren Laptops und Rentner aus den USA, die hier überwintern. An einem der farbigen Holztische sitzt Rosa Elba Rodriguez Hurtado, die Besitzerin des La Mora. Sie und ihr Mann sind 2010 aus Mexiko City an die Pazifikküste gekommen. „Ich arbeitete früher im Tourismusbereich, mein Mann war Chemiker und wir hatten das Bedürfnis, anders zu leben.”
Das La Mora liegt genau genommen am Strand von San Agustinillo. Das kleine Fischerdorf ist mit seinem Nachbarn Mazunte praktisch zusammengeschlossen. Beide haben eigene Strände, die durch Felsen voneinander getrennt sind. In San Agustinillo sind die Unterkünfte etwas teurer und somit das Publikum eher älter. In Mazunte tummeln sich mehr die Rucksacktouristen. Wobei es allerdings ziemlich egal ist, für welchen Ort man sich entscheidet. Alles ist gut zu Fuss erreichbar. Dazu fahren entlang der Küste tagsüber Colectivos, Pick-ups mit zwei langen überdachten Sitzbänken auf der Ladefläche, die auf ein Winken anhalten und einen für 15 Pesos, ca. einen Franken, mitnehmen.
Die Strände rund um Mazunte
Beim Baden im Pazifik ist Vorsicht geboten, die Wellen werden an einigen Tagen recht gross, dazu gibt es gefährliche Unterströmungen. Der Strand von San Agustinillo besteht aus mehreren ineinander gehende Buchten. Die Playa Bebé – der Name sagts – ist nicht nur die kleinste, sondern auch recht wellengeschützt und daher angenehm zum Schwimmen. An sehr ruhigen Tagen lohnt es sich dort, mit Schnorchel und Taucherbrille ins Wasser zu gehen. Neben vielen bunten Fischen lassen sich manchmal auch Schildkröten oder Mantarochen beobachten.
Am Strand von San Agustinillo wird morgens und abends auch gesurft. In Mazunte springen die Einheimischen entlang des Strands mit Skimboards, kleinen, leichten Surfbrettern, auf die Wellen im seichten Wasser und vollführen halsbrecherische Tricks. Beide Orte sind gut für Surfanfänger. Ungefähr eine Stunde von Mazunte, die Küste hoch, liegt dann Puerto Escondido, einer der bekanntesten Surfspots der Welt.
Buckelwale und Delfine
Von Dezember bis März lassen sich an der mexikanischen Pazifikküste besonders faszinierende Besucher beobachten. Buckelwale kommen von Alaska runter in die südlicheren, wärmeren Gewässer, um ihre Jungen zu bekommen und sich zu paaren. In dieser Zeit starten an den Stränden von San Agustinillo und Mazunte morgens zwischen sieben und acht Uhr Beobachtungs-Touren. Während der Hochsaison empfiehlt sich eine Reservierung. Am besten geht man am Vortag gleich am Strand vorbei. Die Männer, lokale Fischer, sitzen meist auf Plastikstühlen neben ihren Booten auf Plastikstühlen und geben Auskunft.
Unser Captain heisst Miguel. Er steuert erst den Roca Blanca an, einen grossen weissen Felsen vor der Küste. Seine weisse Farbe hat er vom Kot der vielen Vögel, die ihn ständig belagern. Auf dem Weg dahin sehen wir eine Meeresschildkröte, die im offenen Meer dümpelt und ihren Panzer von der Morgensonne aufwärmen lässt. Sie ist sozusagen das Markentier von Mazunte und San Agustinillo. Früher wurden die Meeresschildkröten gejagt, bis sie in den 90er Jahre praktisch ausgerottet waren und unter Schutz gestellt wurden. Dank verschiedener Schutzprogramme erholt sich ihr Bestand wieder. Und mit etwas Glück kann man dabei sein, wenn am Strand von Mazunte frisch geschlüpfte Babyschildkröten freigelassen werden.
Zurück aufs offene Meer: Wir sind weit draussen, als plötzlich neben, vor, ja gar unter unserem Boot Delfine auftauchen. Sind es fünfzig, hundert Tiere? Ihre Zahl ist unmöglich zu schätzen. Die glatten, dunklen Körper der Delfine jagen durchs Wasser. Ihre Nasen und Flossen sind in greifbarer Nähe. Am Horizont sieht man sie in die Luft springen und sich fallenlassen.
Nach diesem Erlebnis ist es gerade völlig egal, ob wir auf unserer Tour auch noch Buckelwale beobachten können – oder nicht. Doch kurz später sind sie da: Sechs Tiere, die abwechselnd, mal alleine, mal zu zweit, auftauchen. Wir sehen ihre Rücken in den Wellen, erahnen einen Teil des Kopfes. Dann heben sie die Fluke, ihre Schwanzflosse, senkrecht in die Luft und tauchen wieder ab.
Essen am Sonntagsmarkt
Sonntags geht man in Mazunte auf den Markt. Auf einem kleinen Platz, anfang des Dorfes, verkaufen Einheimische und Westler selbstgemachte Produkte wie Käse, Granola, Töpferwaren, Schmuck oder Kaffee. Einer von ihnen ist der pensionierte Biologe Paul Germain Beaulieu aus Kanada. Erst kam er nur im Winter, seit 13 Jahren lebt er fest hier und widmet sich den Vögeln der Gegend. Am Markt verkauft er Postkarten seiner Tierfotos und seinen Guide über die Arten vor Ort. Ausserdem ist er ein wunderbarer Gesprächspartner für alle Hobby-Ornithologen. Zum Sonntagsmarkt gehört unbedingt ein Besuch im kleinen Restaurant. Authentischere, traditionelle mexikanische Küche findet man praktisch nirgends in Mazunte. Die Maistortillas werden frisch geformt und auf einer Metallplatte über dem Holzfeuer gebacken. Neben Käse und Frijoles (braunes Bohnenmus) kann man sie auch mit Nopales füllen lassen, fein geschnittener Feigenkaktus. Dazu gibt es Pozole, eines der Nationalgerichte von Mexiko. Da wir uns in Mazunte befinden, gibt es den Mais-Eintopf nicht nur mit Fleisch, sondern auch in einer vegetarischen Variante.
Unsere Lieblingsrestaurants
- Umami (San Agustinillo): Im Umami gibt es feine Bowls – für mich auch Inspiration zum Nachkochen. Wenig Plätze, in der Hochsaison ist es schnell voll.
- Luz del Sol (Mazunte): Der perfekt Ort für das Mittagessen nach einer Yogastunde im Studio Casa Om. Ob vegetarischer Burger, Reisbowl oder Burrito, bei Luz del Sol schmeckt alles sehr gut! Auch guter Kaffee! Abends geschlossen.
- El Armadillo (Mazunte): Marokkanische vegane Küche und gediegenes Ambiente, El Armadillo ist sicher eines der edleren Restaurants. In der Hochsaison Reservation erforderlich.
- La Mora (San Agustinillo): Der perfekte Ort für ein herzhaftes Frühstück! Die Waffeln mit frischen Früchten sind ein Traum. Schöne Terrasse und gutgelauntes Personal.
- Falafel el Loco (Mazunte): Ein winziger Laden unweit des Meditationszentrums Hridaya Yoga. Alles selbstgemacht und sehr lecker! Achtung: Laut Googel hat das Restaurant einen neuen Standort. Bitte erst auschecken – vor Ort verändert sich jede Saison vieles.