Wer noch kein Fan von Ramen ist, wird es ganz bestimmt in New York. Das Angebot ist riesig und an jedem Ort schmeckt die japanische Suppe wieder anders. Hier ein paar Restaurant-Tipps für Vegetarier – und Fleischesser.
Ichiran
Was mit „solo dining“ gemeint ist, versteht man erst richtig, wenn sich der Vorhang zum Essbereich lüftet. Links und rechts des Gangs reihen sich durchnummerierte Essnischen, die wie kleine Postschalter aussehen. Eine nette Dame geht voran und klappt bei zwei Plätzen die Zwischenwand ein, damit wir gemeinsam essen können. Vorne in der Nische geht ein Bambus-Rollo hoch und man reicht sein Klemmbrett mit der Bestellung durch, das wir während der Wartezeit im Vorraum bereits ausgefüllt haben. Zur Auswahl stehen die Classical Tonkotsu Ramen (Brühe aus Schweineknochen) und die Ichiran Veggie Ramen. Man kreuzt an, wie scharf und salzig man die Brühe mag, dazu gibt es Extras wie ein Ei oder Nudel-Nachschlag. Bekannt ist Ichiran vor allem für seine scharfe Sauce. Und natürlich sein einzigartiges Ambiente!
Unsere Ramen-Slurp-Bewertung:
Sie: Endlich ein Restaurant, das für Vegetarier nicht bloss eine simple Gemüse-Bouillon serviert! Neben den Nudeln enthält die Suppe nur Frühlingszwiebeln, beim nächsten Mal würde ich ein Ei als Extra dazu bestellen.
Er: Die Speisekarte zum ankreuzen erinnert an eine Steuererklärung, nicht so mein Fall. Aber die Ramen ist fein und leicht, ich mag sie. Das Spicy-Topping ein Geschmackserlebnis. Die Sauce hat mich an indonesische Chili-Gewürze erinnert.
Ichiran wurde 1960 in Japan gegründet und betreibt im ganzen Land Filialen. Das Lokal in Bushwick ist das erste ausserhalb Japans, inzwischen gibt es in NYC auch ein Ableger in der Nähe vom Times Square (dort waren wir) und einer in Midtown.
Ivan Raman
Mal ein „Chef’s Table„-Restaurant, das nicht auf Monate ausgebucht ist und sich jeder leisten kann! In der dritten Staffel der Netflix-Serie wird Ivan Orkins Geschichte erzählt, wie er als Amerikaner in Japan ein beliebtes Ramen-Lokal aufbaut und den Erfolg in New York City wiederholt. Ivan Ramen liegt in einer der raueren Strasse der Lower East Side, um die Ecke rauscht der Verkehr auf die Williamsburg Bridge zu.
Das Lokal öffnet um 12.30 Uhr auf, als wir gegen zwei Uhr an einem Dienstag eintreffen, ist es halb gefüllt. Die eine Wand des schmalen Raums ist beklebt mit eine wildbunten Collage aus Comics-Figuren. Vorne hat es Tischchen, hinten kann man sich an die Bar vor der Küche setzen. Das Publikum besteht aus jungen, kreativ aussehenden Menschen.
Sie: Fein! Die Brühe der Vegan Shoyu basiert auf Sojasauce, für meinen Geschmack ist sie etwas zu salzig geraten. Mir gefällt der Inhalt: neben den Nudeln enthält die Suppe Enoki-Pilze, Tofu und eine halbe, geröstete Tomate. Auch hier würde ich beim nächsten Mal ein Ei dazu bestellen.
Er: Coole Deko mit den Collagen aus „The Fabulous Freak Brothers“ und „Batman“. Sogar „Funny Face Tillie“ aus Cony Island ist dabei. Ich habe mich für die Spicy Red Chili mit Dashi und Chicken Broth entschieden, das Hackfleisch in der Ramen ist eher komisch. Die Nudeln sind gut. Die Nudeln sind eigentlich immer gut.
Ivan Ramen hat zwei Restaurants in NYC: sein erster Standort war der Slurp Shop im Gotam West Market in Hell’s Kitchen. Wir assen bei Ivan Ramen an der Clinton Street in der Lower East Side.
Jun-Men
Die kleine Ramen-Bar liegt in Chelsea, ein paar Blocks weiter vom New Yorker Iyengar Yoga Institut. Was gibt es besseres, als nach eineinhalb Stunden konzentrierte Körperarbeit eine deftige, heisse Suppe zu essen! Der Mann – ein Monat länger in New York als ich – war hier schon öfters. Einmal am äussersten Rand der Bar, eingeklemmt zwischen Wand und dem nächsten Gast mit XXL Kleidergrösse. Ja, es wird hier schnell voll, eng und laut – aber das ist Stadt auch sonst.
Sie: So, dieses Mal bitte noch ein Ei dazu! Doch dieses erweist sich als völlig unnötig: die Veggie-Ramen ist so deftig wie noch keine davor. Ein neues Geschmackserlebnis ist der frittierte Maitake Pilz (auf Deutsch: Gemeiner Klapperschwamm) in der Miso-Pilz-Brühe. Mir ist diese Suppe zu schwer und zu pilzlastig. Beim nächsten Besuch bestelle ich „Kale Greens“, ein Salat mit einem extrem feinen Knoblauch-Miso-Dessing.
Er: Die Spicy Pork Bone schaft es easy auf meine Top drei Liste der besten Ramen in NYC. Schön anzuschauen, fein cremig und das Fleisch in Scheiben geschnitten wie es sich gehört. An der Bar kann man den Köchen bei der Arbeit zuschauen.
Jun-Men gibt es nur einmal in New York. Übrigens: in der Nähe liegen einige der bekanntesten und grössten Galerien der Stadt, die man unbedingt einmal besuchen sollte.
Weitere Ramen-Bars:
Jin Ramen an der Amsterdam Avenue: die Ramen-Bar „unseres“ Viertels. Die Suppen sind okay, aber auf der deftigen Seite.
Chuko Ramen in Brooklyn: sehr beliebt und Abends schnell voll. Sehr toll ist, dass es alle der vier Ramen als vegetarische Variante gibt. Passt gut dazu: ein frisch gezapftes Sapporo Bier.
Koku Ramen in Korea Viertel: japanisch-koreanische Fusion. Klein aber fein. Auch eine vegane Variante auf der Karte. Coole Mangas an den Wänden, lange Theke, das Lokal ist nicht zum verweilen gedacht. Slurp and leave heisst hier das Motto.
Nippori in Hells Kitchen: Ein Steinwurf vom MOMA entfernt. Zum erholen nach einem langen Museumsbesuch.