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Skizzenbuch aus Apulien

Gezeichnetes Apulien im Herbst 2020. Der sommerliche Zirkus ist längst vorbei, die Strandbars sind geschlossen. Das Meer gehört den Geniessern, die herbstliche Wärme, Natur und italienisches Flair suchen.

Ich mag den Piaggio Ape, diesen lauten, stinkenden Kleintransporter auf drei Rädern, der immer gleich auseinander zu fallen droht. Das fliegende Piaggio des Schweizer Künstlers Roman Signer habe ich seit Jahren als Hintergrundbild auf meinem Smartphone. Im wunderschön angelegten Garten der Masseria Alchimia, bei den jungen Olivenbäumen, steht so ein pensioniertes Modell zum Illustrieren. Die Masseria wird übrigens geführt von der herzlichen und umsichtigen Gastgeberin Caroline Groszer.
Gezeichnet im Garten der Masseria, Contrada Fascianello, in Fasano.

Der Feigenkaktus gehört genau zu Apulien wie der Olivenbaum und das Meer. Auf Italienisch heisst er Fico d’India, er kommt aber vermutlich aus Mexico. Da hätten wir sie schon alle zusammen, die Top drei meiner liebsten Reisedestinationen – Italien, Indien, Mexico – in dieser Reihenfolge. Den Feigenkaktus habe ich in einer kleinen und etwas versteckten Bucht, die nur über einen Felsweg erreichbar ist, illustriert. Der Strand ist umgeben von wilden Agaven, Kiefern und herbstlich leuchtendem Gestrüpp. Ein geheimer Traum. Kitschig und wahr.
Gezeichnet am Spiaggia die Cala Verde (Punta Bellis).

In den Sommermonaten sind die Strände von Gallipoli schlimm überfüllt mit Menschen, die in der Bikini Beach Bar Prosecco trinken und in überteuerten Liegestühlen brutzeln. Alpha Männchen, die in der Gazzetta dello Sport nachlesen, wie Ibrahimovic nach überstandener Infektion im Derby gegen Inter Mailand zwei Tore geschossen hat. Dazu rumbrüllende, weinende Kinder, die Gelati wollen. Nichts von alldem im Oktober. Die Bars sind zugenagelt und abgebaut. Am Strand nur eine Handvoll Geniesser und ein paar Inder, die Kaschmirschals verkaufen: „You are very lucky. It is our last day. We make a special discount for you. Only ten Euro my friend.“ Ja genau.
Gezeichnet am Lungomare Galilei.

Die Italiener nennen es die Malediven von Salento. Helle Sandstrände, Kiefernwäldchen und – man muss es mangels Alternativen leider so beschreiben – kristallklarem Wasser. „I admit it, we do that“, sagt eine nette junge Frau am Spaggia Padula Bianca zu uns. „Ich gebe es zu, wir Italiener gehen gerne mit unseren Smartphones ins Meer, um zu telefonieren, uns zu inszenieren und unsere Freunde bei der Arbeit neidisch zu machen“. Und die Bilder später auf Insta stellen natürlich.
Gezeichnet am Strand Padula Bianca, in der Nähe einer vernagelten Bar.

Das imposante Castello Angioino in Parabita ist vorübergehend geschlossen. Aber die Gasse vis-à-vis ist dafür umso charmanter zum Illustrieren. Später die Via Padre Serafino hinunter schlendern, vorbei an diversen Marien- und Apostelfiguren, einem Jesus in einem Glaskasten, bis zur Via Coltura Ecke Vittorio Emanuele, in die nächste Espresso Bar, auf einen Caffè Macchiato und ein Pasticciotto con crema.
Gezeichnet am Piazzetta Lucia la Greca in Parabita.

Auf der Bordsteinkante sitzen, das Anfiteatro Romano di Lecce im Blickfeld, einen der typisch italienischen Zeitungsstände illustrieren und auf das Eindunkeln warten. Dann nämlich kommen die Stunden, wo sich das Centro Storico in eine magische Szenerie verwandeln. Wenn die Laternen die Häuser in gelbliches Licht tauchen, die Gebäude Schatten werfen und dem Tuffstein einen morbiden Zauber verleihen.
Gezeichnet am Via Roberto die Biccari Ecke Ernesto Alvino.

Monopoli. Ach, Monopoli! Ich hab diesen Ort in mein Herz geschlossen. Der Hausstrand bei der Stadtmauer mit überwältigendem Blick auf die Altstadt und eimerweise Charme hat mich. Wer Ruhe sucht, ist jedoch falsch und sollte weiterziehen in die nächsten Buchten wie die Spiaggio die Cala Porto Bianca, Porto Nero oder Porto Rosso. Hier, neben dem Centro Storico, baden die lokalen, etwas launischen und Kaffee-mit-Schuss-trinkenden, sonnengebräunten Pugliese. Es wird gelacht, getratscht und aus scheppernden, kleinen Radios laut Musica Italiana gehört. Wir sitzen daneben und geniessen ein Stück Pizza, lachen mit und freuen uns bereits auf die nächste Mahlzeit.
Gezeichnet am Cala Porta Vecchia, in Monopoli.

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