Sie ist kompliziert, unsere Beziehung zum Essen. In unserer westlichen Welt sind Lebensmittel ständig und in unbegrenzter Menge verfügbar und wir befinden uns in der komfortablen Lage frei zu entscheiden, was wir essen möchten – und vor allem: was nicht.
Diese Möglichkeit frei über unsere Ernährung zu entscheiden ist gleichzeitig Genuss und Luxus, aber auch eine Herausforderung, die nicht selten als Überforderung empfunden wird.
Sie ist kompliziert, unsere Beziehung zum Essen. Und offensichtlich ist das Bedürfnis nach Orientierung gross. Man muss nur kurz mal online oder in einer Buchhandlung die Sparte Ernährung aufsuchen. Vieles, was man da findet, ist vor allem Futter für Stand-up-Comedians (“Auf den Spuren der Methusalem-Ernährung”, “Kochbuch zur Heilung der Mitte”, “Artgerechte Ernährung”) und driftet ab in eine esoterisch-ungute Richtung. Fast jeder zweite Ratgeber verwendet auf dem Cover Worte wie gesund, glutenfrei, vegan oder Low Carb. Am Schluss greift man erleichtert zum Geo-Extraheft mit dem schlichten Titel: “Was soll ich essen?”
Ja, was soll ich essen? Diese Frage stelle ich mir seit Jahren immer wieder – und ich bin zur Überzeugung gekommen, dass die Frage eigentlich lauten muss: Was sollen wir essen? Essen ist keineswegs nur eine private Angelegenheit oder ein Mittel, um sich und seinen Körper zu optimieren. Hinter der Produktion von Lebensmitteln steht eine Industrie. Unter ihr leiden Tiere, Menschen, unser Ökosystem und das Klima des Planeten. Doch das Gute ist: Gerade bei der Ernährung haben unsere Entscheidungen als Konsument*innen Gewicht. Laut des Weltklimarats ist unser Ernährungssystem für bis zu 37 Prozente der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. In der Schweiz macht die Ernährung 28 Prozent aus, das ist mehr als Wohnen, 24 Prozent, und Mobilität, 12 Prozent.
Wir können also etwas bewegen. Bloss wie?
Mit einem Ernährungsstil, der auf Pflanzen basiert!
Wie sowas aussehen könnte, zeigt die Planet Health Diet. Dafür hat eine Gruppe von Wissenschaftler*innen, die EAT-Lancet Kommission, Richtlinien für eine Ernährung zusammengestellt, die gesund für den Menschen und gleichzeitig schonend fürs Klima ist. Pflanzen sind die Hauptmahlzeit, der Fokus liegt auf Vollwertgetreide, Früchte, Gemüse und Nüssen. Fleisch und Milchprodukte sind ebenfalls im Speiseplan enthalten, aber in sehr viel kleineren Mengen.
Zum Schluss ein paar konkrete Zahlen der EAT-Lancet Kommission, die man sich für den Alltag merken kann:
- Täglich: 200 g Früchte, 300 g Gemüse, 232 g Vollkorngetreide, 50 g Nüsse, 75 g Hülsenfrüchte und 50 g Kartoffeln
- Pro Woche nicht mehr als 98 g rotes Fleisch (Schwein, Rind, Lamm), 203 g Gramm Poulet und 196 g Fisch essen
- Pro Tag gibt es 250 g Milchprodukte – das wären zum Beispiel entweder 250 ml Vollmilch oder eine kleine Scheibe Käse (für die Herstellung von einem Kilogramm Hartkäse braucht es 10 Liter Milch) oder ein kleines Joghurt.
- Bei den Eier beträgt die täglich Menge 13 g, also alle vier bis fünf Tage ein Ei.
- Verzichten auf raffiniertes Getreide, hochverarbeitete Lebensmittel (Fertigprodukte) und weissen Zucker