Amerika, Asbury Park, Auf Reisen, New York
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Greetings from Asbury Park N.J.

„New Jersey?“ Wenn der New Yorker diesen Namen hört, runzelt er die Stirn und verzieht sein Gesicht: „Really?“ Aber natürlich! Denn das Städtchen Asbury Park an der Ostküste ist eine echte Perle. 

„Leaving New York, never easy“, singt Michael Stipe von R.E.M.. Tatsächlich braucht es etwas Überwindung aus der Stadt zu fahren – auch wenn es bloss für zwei Tage ist. Gelockt hat uns die Küste von New Jersey.
Wenn wir schon beim Thema Musik sind: Asbury Park ist ein klassischer Badeort mit Strand und einem Boardwalk aus den 20er Jahren. Das Städtchen ist aber auch bekannt als Sprungbrett für amerikanische Rockstars. Bruce Springsteen hat im The Stone Pony seine Karriere gestartet. Das Lokal gibt es immer noch, eigebettet in eine Musikszene, die vor allem in den Sommermonaten viel Publikum anzieht.

Mitte Oktober jedoch richtet sich Asbury Park für den Winter ein: die Liegestühle am Strand sind verschwunden, viele der Boutiquen haben geschlossen, die Sommerhäuser sind verriegelt. Wir hätten es uns nicht besser wünschen können. Statt Trubel herrscht am Boardwalk eine entspannte Stimmung. Leute flanieren mit ihren Hunden auf und ab, Jogger und Velofahrer drehen ihre Runden, vereinzelte Surfer reiten die Welle. Aufregung kommt erst auf, als draussen im Meer immer wieder ein glitzernder, schwarzer Rücken auftaucht. Ein Walfisch! Wir sind ganz aufgekratzt. Erst vor einer Stunde haben wir am selben Strandabschnitt – im Sand sitzend, mit Kaffee und Bagel in der Hand – eine Gruppe Delfine beobachtet.

Am Boardwalk stehen einige Gebäuden im Beaux-Arts-Stil, die aus den goldenen Zeiten von Asbury Park stammen und in den letzten Jahren renoviert wurden. Die Convention Hall –  mit Shops, Bars und einem Konzertsaal – ist ein „haunted House“, erzählt ein Bartender. 1934 ging vor New Jerseys Küste ein Luxus-Kreuzfahrtschiff auf dem Weg von Havanna nach New York in Flammen auf. In der Hall selbst seien Tänzerinnen bei einem Brand ums Leben gekommen. Nicht die einzige Schreckgeschichte, die wir während den zwei Tagen hören. Hier liebt man solche Storys, besonders während der Spooky Season im Oktober.
Ein Highlight in Asbury Park ist die viele Street Art, die man rund um den Strand und an Hauswänden im Ort findet. Darunter Werke von Künstlern wie Obey.

Der Boardwalk geht automatisch in einen fast unendlich scheinenden Strandweg über und ehe man sichs versieht, befindet man sich schon in Ocean Grove, der Nachbargemeinde. Auffällig hier sind die vielen viktorianischen Häuser, die gleich hinter dem Strand stehen. Beim Bummel durch die Quartiere fühlt man sich wie in Filmkulisse. Entlang der breiten, mit Bäumen bewachsenen Strassen reihen sich weisse Holz-Häuser mit Veranden. Vor den Eingängen stehen Hollywoodschaukeln und Kürbisse. Im Vorgarten wehen Stars and Stripes. Die amerikanische Kleinstadtidylle!

Auch was Essen angeht, wird man in Asbury Park glücklich. Unser Favorit: das Restaurant Cardinal. Man fühlt sich hier sofort wohl. Unser veganes Mittagesssen (New Mexican Bowl und Lunch Bowl) mit viel Gemüse ist gekonnt-kreativ gewürzt und super bekömmlich. Unsere nette Bedienung – lange schwarze Haare mit Pony, Nerdbrille, eine blaue Schürze umgebunden – will wissen woher wir sind („I am just curious„) und wir erfahren wiederum, dass Bruce Springsteen in einem Nachbarsort wohnt und ab und zu in Asbury Park ist. „Er hat auch schon hier gegessen, aber da war ich leider nicht am arbeiten.“ Auf unsere Frage, wieso ganz Amerika ihn The Boss nennt, weiss sie auch keine schlaue Antwort. „Er ist einfach der Boss!“ Der Boss von was? „Der Boss von allem“, sagt sie und kichert, „but we call him just Bruce.
Abends ist das Cardinal leider zu, als Alternative empfiehlt sich das Modine, gleich um die Ecke. Das Essen (Südstaatenküche, hier zurzeit grad sehr angesagt) schmeckt durchschnittlich, dafür ist das Ambiente im ehemaligen Postgebäude toll. Zimmerpflanzen, Marmortische, türkisfarbene Ledersofas und goldgerahmte Spiegel im Art Deco-Stil verleihen dem Raum etwas Mondänes. Hier kann man sich auch einfach an die elegante, schwarze Bar setzen und den langen, sonnenverwöhnten Strandtag ausklingen lassen.

Übernachten: das Asbury Park Hotel liegt nah beim Boardwalk, hat schlichte Zimmer und eine nette Lobby mit Bar (Bild oben).

 

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